Es gibt viel zu „kieken“ in Potsdam – Nicht nur auf der Leinwand, sondern auch hinter den Kulissen. Nirgendwo sonst entstehen in Deutschland so viele nationale und internationale Filme. In Potsdam hat die Filmwirtschaft eine lange Tradition, die bis heute erfolgreich fortgeführt wird. Film und Kino wird hier gelebt. 1911 wurde von der 1899 gegründeten Firma Deutsche Bioskop der Grundstein für das Studio Babelsberg gelegt, das damit das älteste Großatelier-Filmstudio der Welt ist. 1912 fiel die erste Klappe für den Film „Der Totentanz” mit Asta Nielsen in der Hauptrolle. Seitdem steht die Stadt im Fokus namhafter Filmemacher. Seit Oktober 2019 ist Potsdam Deutschlands erste und einzige UNESCO Creative City of Film.
In Hollywood ehrt der berühmte „Walk of Fame“ zahlreiche Schauspieler. Auch in Potsdam wird es bald solch eine Prachtstraße geben. Im Frühjahr 2022 beginnen die Bauarbeiten zum „Boulevard des Films“ auf der, im Volksmund als „Broadway“ bekannten, Brandenburger Straße. Auf Granitplatten können 50 herausragende Filmwerke „made in Potsdam“ erkundet werden.

Filmgrößen in Babelsberg
Das Studio Babelsberg hat die internationale Entwicklung des Kinos seit eh und je mitbestimmt. Es war wegweisend in filmtechnischen Innovationen, wie beispielsweise die Erfindung der „entfesselten Kamera“, des Science Fiction, des Countdowns oder der ersten Ton- und Farbfilme. „Metropolis“, „Der Blaue Engel“, „Die Legende von Paul und Paula“, „Sonnenallee“, „Der Vorleser“, „Inglourious Basterds“, „Grand Budapest Hotel“, „Das kalte Herz“ oder „Bridge of Spies“ stehen auf der langen Liste der in Babelsberg gedrehten Filme. Waren es in den ersten Jahrzehnten der Studiogeschichte Namen wie Ernst Lubitsch, Fritz Lang, Alfred Hitchcock und Billy Wilder, inszenierten hier zu DEFA-Zeiten Regiegrößen wie Wolfgang Staudte, Kurz Maetzig, Konrad Wolf. Volker Schlöndorff und Schauspieler-Stars wie Kate Winslet, Matt Damon, Brad Pitt, Tom Hanks, Cate Blanchett, Hugh Grant und George Clooney geben sich heute in Babelsberg ebenso die Klinke in die Hand wie die zahlreichen deutschen Filmstars.

Filme kieken
Das Filmmuseum Potsdam in der historischen Mitte der brandenburgischen Landeshauptstadt gehört als ältestes Filmmuseum in Deutschland seit 2011 ebenfalls zur Filmuniversität. Das Museum im ehemaligen Reitpferdestall der Preußenkönige, 1685 als Orangerie gebaut, bekam seine heutige Gestalt im 18. Jahrhundert von Sanssouci-Baumeister Knobelsdorff. Die Dauerausstellung „Traumfabrik – 100 Jahre Film in Babelsberg“ und zusätzlich wechselnde Ausstellungen zeigen Original-Kostüme und -Requisiten, entführen die Besucher in die Welt des Films und machen die vielseitige Filmgeschichte und das Filmhandwerk mit seinen unterschiedlichen Gewerken interaktiv erlebbar. Auch das Kino des Filmmuseum spiegelt mit seinem Programm das breite Spektrum des Films wider. Das Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg (JFBB) ist regelmäßig zu Gast im Filmmuseum.
Das Thalia Programmkino in Potsdam-Babelsberg blickt auf eine über 100 Jahre alte Geschichte. Im traditionsreichen Kino wird neben Arthouse-Filmen auch Familienkino gezeigt. Die zahlreichen Filmreihen legen ein besonderes Augenmerk auf die unterschiedlichen Interessen der Kinobesucherinnen und Kinobesucher – von Kinderwagenkino über Silberstreifen bis hin zu „Film trifft Leben“. Sogar Konzert- und Ballettübertragungen werden auf der Leinwand vorgeführt und erfreuen sich großer Beliebtheit. Während der "Berlinale" dient es als Kiezkino und zeigt an einem Tag Filme aus den Berliner Festspielen.
Sehsüchte ist eines der größten Studierendenfilmfestivals in Europa und jedes Jahr eine wichtige Plattform für den internationalen Filmnachwuchs. Ständige Dynamik, Ideenreichtum und Mut, Neues auszuprobieren, zeichnen das Filmfestival aus. Hier begegnen sich Filmstudierende, Filminteressierte und etablierte Filmschaffende.

Film erleben
Der Filmpark Babelsberg neben des Studios setzt für die Besucher Film als Erlebnis in Szene: Kulissen, Requisiten, Kostüme und Technik. Auch Filmhandwerk, Filmgeschichte und aktuelles Filmgeschehen werden für den Gast unterhaltsam aufbereitet. Das 4D-Action-Kino, Stuntshows, die Sandmann-Ausstellung und die Original-Außenkulissen der Seifenoper „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ oder des Kinofilms „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ sind nur einige der Attraktionen, die täglich hunderte Besucher in dem beliebten Freizeitpark in den Bann ziehen.

Originalschauplätze entdecken
Sowohl in Potsdam als auch in der Umgebung gibt es einmalige Kulissen und Drehorte. Viele bekannte Film- und Fernsehproduktionen wurden im gesamten Stadtgebiet von Potsdam gedreht. Steven Spielbergs Spielfilm „Bridge of Spies – Der Unterhändler“ (2015) wurde am Originalschauplatz, der Glienicker Brücke, gedreht. Das innerstädtische Holländische Viertel war Drehort zum Kinderkinofilm „Hexe Lilli“ (2008) und diente in der US-Serie „Homeland“ (seit 2011) mit Claire Danes als Amsterdam.
Am Alten Markt sind Szenen zu „Die Welle“ (2008) mit Jürgen Vogel gedreht worden, am Neuen Markt zu „Husaren in Berlin“ (1971) mit Manfred Krug, „Sophie – Braut wider Willen“ (2005) und „Hitman – Agent47“ (2015). Die in Potsdam spielende Fernsehserie „jerks.“ (seit 2018) von und mit dem Wahl-Potsdamer Schauspieler Christian Ulmen wurde an vielen Originalmotiven in der Stadt gedreht. Mit „SOKO Potsdam“ (seit 2018) hat die Stadt sogar ihre eigene Vorabend-Krimiserie bekommen. Die Krimiserie „Babylon Berlin“ (seit 2017) wurde nicht nur im Studio Babelsberg gedreht, es ist darin auch als „Protagonist“ zu sehen. Auch der Video-on-Demand-Anbieter Netflix ließ die Serien „Dark“ (seit 2017) und „1899“ (2022) in Babelsberg für den internationalen Markt produzien.
Im Park Sanssouci drehte am Neuen Palais schon Stanley Kubrick sein Epos „Barry Lyndon“ (1975), wandelten Jackie Chan und Arnold Schwarzenegger „In 80 Tagen um die Welt“ (2004) und lief Matthias Brandt als Kaiser in „Des Kaisers neue Kleider“ (2010) eindeutig die Treppe des Orangerieschlosses herab.
Filmtour – Drehorte zu Fuß erkunden
Lesetipps für Filmfans
- 100 Facts about Babelsberg: Wiege des Films und moderne Medienstadt von Herausgeber: Filmmuseum Potsdam im be.bra Verlag
- Filmstadt Potsdam – Drehorte und Geschichten von Alexander Vogel und Marcel Piethe, Herausgeber: Filmmuseum Potsdam – Institut der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ im Hendrik Bäßler Verlag Berlin
Filmtouren durch Potsdam und weitere Erlebnisse
Geführte Radtour “Vom blauen Engel zur Bridge of Spies – Auf den Spuren des Films in Potsdam“
Stadtführung “Babelsberg – Filmstars, Villen, Weltgeschichte”
Stadtführung “Und bitte! – der Filmschauplatz Potsdam”
Filmpark Babelsberg
Filmmuseum Potsdam
Studio Babelsberg
Film studieren
Ein weiterer integraler Bestandteil der ca. 150 Institutionen umfassenden „Medienstadt Babelsberg“ und gleichzeitig die Kaderschmiede für den filmischen Nachwuchs ist die 1954 ursprünglich im Schloss Babelsberg gegründete Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, an der neben Regie, Schauspiel, Produktion und Drehbuch auch Digitale Medienkultur, Szenografie und Filmmusik zu den insgesamt 14 Studiengängen gehören. Regisseur Andreas Dresen, Schauspieler Bjarne Mädel und Seeed-Frontmann Dellé haben dort ihr Handwerk gelernt.